Dienstag, 1. März 2011

Die Rolle des GuttenPlag-Wiki

Ich lese gerade den Artikel "Netz besiegt Minister" auf Spiegel Online über die Rolle, die das Internet und insbesondere die Mitmachseite "GuttenPlag" hatte, um die Fehler des Verteidigungsministers bei der Erstellung seiner Doktorarbeit zu finden und auch für eine breite Masse sichtbar zu machen.

In dem Artikel heißt es:
"Hätte Häberles Nachfolger an der Universität Bayreuth Oliver Lepsius Guttenberg offen und so schnell als "Betrüger" bezeichnet, dessen "Dreistigkeit" man aufgesessen sei? Hätte sich schließlich, mit ein paar Tagen Verzögerung, eine echte Massenbewegung innerhalb der deutschen Forschungsselite gebildet, die Guttenbergs Rücktritt forderte? Wohl kaum."

Und vorher (aus dramaturgischen Gründen hab ich die Reihenfolge geändert):
"Hätte Guttenbergs inzwischen emeritierter Doktorvater, der international höchst renommierte Staatsrechtler Peter Häberle, nicht dieses umfassende Kompendium geklauter Stellen zur Verfügung gehabt - hätte er auch dann so schnell und deutlich seinem einstigen Schützling den Rücken gekehrt, Guttenberg "unvorstellbare Mängel" und Rufschädigung vorgeworfen?"

Die Situation mit Prof. Häberle stelle ich mir gerade bildlich vor. Wie dieser ältere Herr, der noch vor kurzem nichts auf den Freiherrn und dessen Arbeit kommen lassen wollte ("Der Vorwurf ist absurd, die Arbeit ist kein Plagiat."), dann also, nachdem er zu einem Gespräch an den Lehrstuhl eingeladen, vielleicht sogar von einem Fahrer der Universität abgeholt wurde, am Lehrstuhl von den Professoren begrüßt wird, von einem jüngeren Mitarbeiter seines alten Lehrstuhls, möglicherweise auch von Professor Lepsius persönlich an einen Bildschirm platziert wird, ihm dann erklärt wird, daß es nicht nur Gesetzestexte und Zeitungen im Internet gibt, sondern auch sogenannte Wikis, bei denen interessierte Menschen ganz einfach mitarbeiten können, und daß sich eine solche Seite mit der Arbeit des Freiherrn auseinandersetzt. Und daß dabei, nun, einige unangenehme Dinge zum Vorschein gekommen sind. Pause, schweres Atmen, bedrücktes Gesicht bei Herrn Lepsius. Ich blende mal aus.

Keine Ahnung, wie das gewesen ist. Aber Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung hat sehr anschaulich geschildert, wie die Arbeit durchkommen konnte, ohne daß man unbedingt an Korruption und ein engmaschiges CSU-Netzwerk (das aber anscheinend auch geholfen hat) glauben muß: http://www.sueddeutsche.de/karriere/peter-haeberle-guttenbergs-verzweifelter-doktorvater-1.1065414

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