Samstag, 30. Oktober 2010

Kritik an den Simpsons bei den Simpsons?

In Spiegel Online fand ich kürzlich ein Video mit dem von dem britischen Streetart-Künstler Banksy gestalteten Vorspann zur Sendung. Im gesprochenen Text zum Video ist davon die Rede, daß dies eine Kritik an den Produktionsbedingungen von Merchandising-Artikeln und den Zeichnungen der Serie selbst sein soll. Nun, das Video ist eindeutig traurig, die absurden Bilder (ein Einhorn wird benutzt, um Löcher in CDs zustanzen, danach bricht es zusammen, ein Pandabär muß einen Wagen ziehen) wären zwar eigentlich komisch, aber die traurige Musik läßt keine zweite Ebene zu, in der diese Komik sich entwickeln könnte.

Trotzdem frage ich mich, ob diese Kritik nicht vollkommen vergeudet ist oder überhaupt bemerkt wird, wenn direkt danach die gewohnte, hier triumphierend klingende Fanfare der Simpsons-Zusammenkunft auf dem Sofa erklingt. In einer anderen Sendung mußten Kinder in einem Urlaubscamp Portemonnaies herstellen (Krise in Camp Krusty), und auch die ganzen Gags gegen die Atomindustrie, die von Fans oder in der Presse immer wieder als kritisch gefeiert werden, verpuffen doch vollkommen, wenn dieser Moment im nächsten Moment durch ein anderes Ereignis wieder übertrumpft wird. Auch sind die meisten Gags bei den Simpsons, die potentiell kritisch sein könnten, so überdreht, daß man sich fragt, was sie mit der Wirklichkeit zu tun haben.

Was ich an den Simpsons immer schätzte (seit einiger Zeit haben sich die Charaktere der Simpsons in einer Weise verändert, daß ich keine Lust mehr hatte, die Serie weiter zu verfolgen), war, daß dort moralische Fragen durchaus eindeutig behandelt wurden. In einer Folge hat sich Homer illegal Pay-TV besorgt, was Lisa, als Diebstahl auffaßte, in einer anderen Folge verkauft Bart seine Seele, dann hat Homer Angst, daß Bart schwul wird, und auch Vegetarismus wird so behandelt, daß die eigene Meinung zu diesem Thema ein wenig gewinnen könnte, und es nicht nur ein beliebiger Hintergrund ist, vor dem sich die Handlung abspielt. Bei Futurama wird dies teilweise noch fortgeführt, bei Family Guy wird dies ab und zu eingesetzt, die moralische Konsequenz ist allerdings bei den von mir gesehen Folgen bisher jedesmal niederschmetternd gewesen.

Ab und zu wird Kritik auch in allernächster Nähe zu den Kritisierten vorgebracht, ist raffiniert verpackt, und wird mit einem gewissen Risiko vorgetragen, sich danach selbst allergrößter Kritik stellen zu müssen. Die Anwesenden sind dann ratlos, peinlich berührt oder sogar hilflos. Aber für den Menschen vor dem Bildschirm ergibt sich dann mit zeitlichem und räumlichem Abstand eine Sternstunde der Unterhaltung und auch der menschlichen Haltung und des Denkens. Als ich dieses Video irgendwann auf youtube entdeckte, war ich einfach nur sprachlos: http://www.youtube.com/watch?v=BSE_saVX_2A

Freitag, 29. Oktober 2010

Leverkusenener Jazztage - immer noch unentschieden

Die Leverkusener Jazztage kommen immer näher, aber ich weiß immer noch nicht, ob ich hin will oder nicht. In der Zwischenzeit erfreue ich mich an Joe Bonamassa, den ich letztens irgendwann mal entdeckt habe. Einfach geile Musik. Technisches Können, toller Sound, schöne Töne und Melodien, teilweise sehr intensiv. Wenn der mal vorbeikommt, werde ich wohl nicht so lange überlegen.

Wer mal reinhören will: http://www.youtube.com/watch?v=xiw1XAb8G9A oder http://www.youtube.com/watch?v=sRxqYoZiYPU

Ich bezweifle allerdings, das unter meinen bisherigen Leser(innen) neue Fans für diesen Musiker zu finden sind.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Drastische Cartoons

Zuweilen mag ich gewisse Grobheit bei Cartoons, oder nicht Grobheit, sondern wenn es drastisch wird (wie heißt dazu das Substantiv?.

Gut gefallen hat mir der hier: http://der-flix.de/index.php?preselect=649 (könnte leicht anstößig sein, aber ich finde ihn klasse)

Und besonders der hier: http://magazine.web.de/images/720/11313720,h=727,mxh=1000,mxw=470,pd=1,w=470.jpg (Kinder beim Anschauen nicht über die Schulter gucken lassen)

Nicht drastisch, aber sehr schön zum aktuellen Zeitgeist: http://ahoipolloi.blogger.de/stories/1707618/ (jugendfrei)

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Die Schulmedizin und ihr größter Gegner oder so

In diesem Haushalt schwirren noch irgendwo Globuli rum, sind aber im Rückzug bei der Anwendung  und werden nur wegen des Zuckergehaltes eingesetzt, und theoretisch ist die Sache geklärt. Im Kindergarten kam es auch schon vor, daß den Eltern eines hingefallenen Kindes Globuli angeboten wurden. Wie das halt so ist in den gebildeten Ständen.

In Famlienbildungsstätten werden ganz selbstverständlich Vorträge angeboten wie "Die homöopathische Hausapotheke" oder "Homöopathie für Kinder". Ich glaube kein bißchen an die Wirksamkeit von Homöopathie, es kann aber natürlich durchaus sein, daß es Menschen nach einer homöopathischen Behandlung besser ging - genauso wie nach einigen Tagen Erholung, einigen Opfern an den Hausgott oder ein paar Gebete an dafür vorgesehene Heilige. Wer näheres dazu erfahren will, der kann sich ganz auf das Internet verlassen, da habe ich auch alles nötige gefunden (z.B. bei den Skeptikern  und speziell im Donnerreport). Einige sagen ja, daß Herr Hannemann (edit: Hahnemann) vor zweihundert Jahren deswegen so viele Anhänger gewann, weil die Schulmediziner damals eine Gefahr für Leib und Leben waren (Behandlung mit Arsen und Quecksilber, Schröpfen ohne jedes Maß).

Warum Homöopathen heutzutage so beliebt sind, der kann ein paar Gründe dafür in diesem Artikel über das Gespräch zwischen Arzt und Patient heutzutage nachlesen: Sprechminute bei Dr. Schweiger.

Nachtrag: Warum schreibe ich zuerst den etwas abwertend klingende Hannemann? Hahnemann ist viel näher am passenderen hahnebüchen.

Montag, 25. Oktober 2010

Olaf Schubert - schmerzhaft, aber gut

Vor längerer Zeit habe ich unter den zahlreicher werden Comedians im Fernsehen einen Mann entdeckt, der durch sein gegen den Strich gebürstetes Aussehen (um die netteste Formulierung zu wählen,die mir gerade zur Verfügung steht) auffiel: Pullunder ohne Hemd drunter, so daß die Arme bloß an der Seite herausstaken, dünnes, aber längeres Haar, ohne daß sich eine gewollte Frisur ergeben würde (vielleicht im professionellen Sinne für den Künstler gewollt, aber nicht im Sinne eines professionellen Friseurs), dazu immer etwas verschwitzt und ungewaschen aussehend. Zu diesem staksigen Aussehen paßte ein staksiges Auftreten mit einem sperrigen  Tonfall, ein irgendwie ostdeutscher Akzent, den ich keinem Bundesland zuordnen konnte, ohne Sprachwahl, die die vor 1989 gebildet worden sein mußte. Diesen Mann habe ich immer gemieden, wenn ich ihn irgendwo im Fernsehen sah. Seit einiger Zeit, als die Zahl der flüchtigen Begegnungen mit diesem Mann zahlreicher wurden, hatte ich das Gefühl, daß das durchaus ein Könner ist, der seine Sache gut macht und etwas eigenes hat. Ich will jetzt keine Namen nennen von Comedians, bei denen das nicht so ist, denn bei Comedians schalte ich meistens schnell weg, so daß von kaum einem ein bleibender Eindruck entsteht. Dieser Mann jedenfalls heißt Olaf Schubert, und als er letztens eine ganze Stunde bei SuperRTL zu sehen war, dachte ich mir, trau Dich mal, bleib mal dran. Heute Abend kam der zweite Teil, den ich zufällig bemerkte, und was soll ich sagen, in solchen Stunden wird man zum Fan. Eine hohe Gagdichte, eine hohe Varianz an Gagarten, anstatt sich immer wieder auf das Wort "Ficken" zurückzuziehen, dazu auch noch Musik hin und wieder mit einer kleinen Band, ich mußte an Helge Schneider denken, den ich 1991 zum ersten Mal live gesehen habe, und bei dem ich ernsthafte Kontinenz-Probleme hatte (ich behielt die Oberhand über diese Probleme). Musikalisch war es bei Olaf Schubert nicht so gut wie bei Helge Schneider, dafür sind die Längen, bei denen man nicht weiß, ob noch ein Gag kommt oder eine Pointze krepiert, nicht vorhanden.

Meine Frau und ich überlegten, ob wir bei Olaf Schubert letztens die Zeile gehört hatten, die uns eingefallen war, aber nicht mehr zuordnen konnten: "Der Tod ist ein Kleister aus Deutschland." Wir sind fast zusammengebrochen. (Wir zogen noch den Checker von DMAX in Betracht, der bringt aber und zu auch solche Perlen.).

Ich suche gerade parallel nach Videos und schaue mir die ersten an. Was ist mir bloß bisher entgangen.

Leiser PC - endlich!

Womit ich all meinen Freunden und Bekannten seit Jahren in den Ohren liege, heute habe ich es erreicht: einen leisen PC! Seit einigen Jahren schon habe ich versucht, üble Lärmquellen im PC zu vermeiden, habe auch einmal ein gedämmtes Gehäuse gekauft, aber all das hat nicht das ersehnte gebracht. Bei meinem letzten PC hatte ich mich an die Bauempfehlung der c't gehalten, aber hatte den Fehler gemacht, der Empfehlung der Grafikkarte den Redakteuren zu folgen. Die hatten nämlich gemeint, daß ein bestimmtes Modell kaum stören würde. Nun fand ich den PC damals beim Zusammenbau schon nicht so leise wie erhofft, aber seit einiger Zeit hat die Grafikkarte ein heftiges Geräusch beim Starten gemacht, das durch Anfassen des Lüfters manchmal verschwand. Um zu überprüfen, ob die Karte auch ohne Lüfter läuft, habe ich das Kabel des Lüfters mal entfernt, und siehe da: königliche Stille trat ein. Sorgfältig kontrollierte ich auch immer die Temperatur der Grafikkarte, um mir keinen Defekt einzuhandeln, aber alles blieb im grünen Bereich - bis ich einmal Linux ausprobierte. Auf einmal blieb das Bild weg und es roch nach heiß gewordenem Plastik. Nach kurzer Abkühlung tat's wieder alles, aber den Lüfter mußte ich wieder einstecken, um nicht durch Vergeßlichkeit einen Schaden einzufahren.

Nun, zum Leidwesen der Gattin steht hier noch ein anderer, ziemlich aktueller PC herum, der auf seine Aktivierung wartet, und in dem schon eine PCIe-Grafikkarte werkelte, die passiv gekühlt ist. Die wird hier nun den Dienst verrichten, während die Hauptkarte in Reklamation geht. Und um es kurz zu machen: Leute, macht euren PC leise. Es ist kein Hexenwerk, es ist nicht teuer, wählt Bauteile mit geringem Stromverbrauch und gute Netzteile (an dem lag es bei mir bisher immer, daß der PC nicht wirklich leise war, bis ich dieses Enermax-Gerät gekauft habe). Jeden Abend, wenn ich mit der Gattin auf dem Sofa saß und der PC noch im Hintergrund werkelte, hatte man den Eindruck, daß das Ding gar nicht so laut wäre, bis es sich wegen Untätigkeit in den Standby verabschiedete. Die Stille, die dann eintrat, war doch sehr wohltuend. Die Ersatzkarte, die mir Atelco also liefern wird, wird auf jeden Fall passiv gekühlt sein, auch wenn es Leistung kostet, aber das ist es mir wert.

Samstag, 23. Oktober 2010

Pläne

Es gibt so viele Themen und so wenig Zeit, sie ausreichend durchdacht und formuliert niederzuschreiben. Deswegen mal in aller Kürze, was mich momentan so umtreibt und worüber ich Posts plane:

- ein Lob an den Bundespräsidenten, der mich anfänglich wenig überzeugt hat, aber in seiner Rede vor dem türkischen Parlament mit seiner Feststellung, das Christentum gehöre so zur Türkei wie der Islam zur Bundesrepublik, doch ein bißchen Boden gut gemacht hat

- die Überlegung, das Abo der Rheinischen Post zu kündigen, weil sie in die Kopfbedeckungder Präsidenten-Gattin Bettina Wulff in der Blauen Moschee ein Problem sehen will, aber doch nicht, aber wachsam muß man bleiben

- das ständige Gerede vom christlich-jüdischen Kulturkreis, ein Begriff, den man vor zehn Jahren meiner Meinung nach noch nicht benutzt hat

- eine erneute Empfehlung des Lawblog, weil da so viele Sachen drin stehen, die einen gruseln lassen

- Gejammer über die Geschwindigkeit des PCs, die nicht in zu wenig Ausstattung begründet liegt, sondern in einer dusseligen Festplattenaufteilung, die zu ändern aber einige Vorarbeiten erfordert

- zig andere Sachen, die eben in meinem Kopf waren, aber jetzt dort rausgefallen sind, im Bett dann wieder auftauchen und morgen beim Tippen sich wieder davon stehlen

Freitag, 22. Oktober 2010

Wooah, Zugriffszahlen wie von einem anderen Blog!

Heißa, nachdem die letzten Gäste (später als gedacht, aber jede Minute willkommen) gegangen waren, zeigte mir die Ehefrau, daß Kopfhobby mich zum Geburtstag prominent verlinkt hat. Und Quartalsstrickerin auch noch. Das hat mir Zugriffszahlen beschert, die mein mathematisches Vorstellungsvermögen beinahe überschreiten. Nun, dieses Momentum muß man also abgreifen und Inhalte nachlegen. Und auf die Schnelle geht das nur damit, was hier sonst weniger vorkommt: Privates!

Also, Geschenke gab es:










Letztes Bild ist vom Sohn gemalt. Eine Polizeistation, deren blau-weiß gestreiftes Schild darauf zurückzuführen ist, daß der Mann in der Station Schalke-Fan ist.

Ferner habe ich noch ein Probe-Abo des Freitag bekommen, und ein Geschenk ist noch in der Zulieferung. Wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich bestimmt noch eine Eintrittskarte hierfür bekommen:


Allan Holdsworth und John Scofield an einem Abend, da muß eigentlich jeder hin, der sechs Saiten abzählen kann und schon mal seine Nase in eine Musikmagazin gesteckt hat (wer die beiden nicht kennt, soll die Namen mal bei youtube eingeben). Früher wäre ich allein wegen Steve Lukather dahingefahren, aber irgendwann wächst man aus der Phase raus. Joscho Stephan, den muß ich erstmal googeln.Vielleicht spare ich mir den sogar. Andererseits ist Musik von den beiden älteren Herren nicht gerade zum Mitpfeifen, und wenn man nicht von der Stimmung mitgerissen wird, könnte der Abend auch seine Längen haben. Also, das werde ich noch ein wenig in meinem Kopf hin- und herschieben.

Morgen geht es in den Ketteler Hof, den allerletzten Öffnungstag des Jahres erleben und dem großen Sohn eine Freude bereiten. Davon wird man aber wahrscheinlich bei Kopfhobby und der Quartalsstrickerin lesen können, deswegen werde ich in meiner Bearbeiten-Liste stöbern und irgendetwas zum Thema Leitkultur, Horst Seehofer, oder dem Kopfstoß von Zinedine Zidane (mit einer Brücke zu einem tagesaktuellen Thema) schlagen. Und die Henrietta Lacks-Geschichte ist auch noch nicht ausgeschöpft. Oder finden Sie es angemessen, daß jemand als außergewöhnlicher Mensch geehrt werden sollte, weil seine Körperzellen geholfen haben, Krankheiten zu bekämpfen? Ich hab eine Idee: Wünschen Sie sich doch einfach, wozu ich zuerst schreiben soll. Oder schlagen mir was vor. Vom Untergang des Abendlandes bis zum Fernsehprogramm kann was in der Wundertüte drin sein. Bis dann.

Montag, 18. Oktober 2010

Blöde Aktualisierungseinstellung

Weiß jemand, wie man bei Blogger.com die Posts in der Bearbeitungsschlange anders datieren kann? Ich habe nämlich gestern einen neuen Post eingestellt, rutsche aber bei Frau Kopfhobby, von der ein großer Teil meiner Leserschaft stammt, nicht weiter nach oben. Wie soll man bei dieser Technik trotz weltenschwerer Inhalte zur Geltung kommen?

Also, bitte noch meine Hela-Zellen-Geschichte lesen.

Nachtrag: Hat sich erledigt: Man kann von Hand das Datum einstellen.

50 Millionen Tonnen Stammzellen - etwas viel

Vor ein paar Tagen hörte ich einen interessanten Beitrag im Radio über Krebszellen, die einer Frau vor etwa sechzig Jahren entnommen wurden und seitdem weiter wachsen. Man hat sie damals nicht gefragt, und mit Hilfe dieser Zellen wurden Mittel gegen Kinderlähmung entwickelt, zur Forschung wurden sie bei unzähligen anderen Krankheiten eingesetzt. Nun kam eine Zahl: alle gezüchteten Zellen hätten ein Gesamtgewicht von 50 Millionen Tonnen.

Ich bin mathematisch ziemlich schwach auf den Beinen, aber ich versuche schon, Größenordnungen zu erfassen, und es ärgert mich, wenn dafür andauernd unpassende Einheiten gewählt werden. Wenn z.B. bei Ölkatastrophen andauernd von Litern geredet wird, dann bläht das die Zahl zur Beschreibung der Gesamtmenge unnötig auf, ohne daß die Menge dadurch leichter vorstellbar wird. Tonnen oder Kubikmeter wären hier besser geeignet.

Da ich mir nicht sicher war, ob ich die Zahl richtig verstanden hatte, setzte ich mich kurz an den Rechner und googelte etwas herum. Bald fand ich heraus, daß der Beitrag eine Buchvorstellung gewesen war, es ging um "Die Unsterblichkeit der Henriette Lacks" von Rebecca Skloot. In der verlinkten Rezension kommt die Zahl noch einmal vor, ich nehme also an, daß sie aus dem Buch stammt.

Nun handelt es sich bei diesen Zellen um Laborbedarf, nicht um Rohöl oder Kies, was in Tankern, Güterzügen oder LKWs transportiert wird. Aber wenn diese Zellen doch so wichtig sind und in ganz vielen Labors benutzt werden, dann braucht man vielleicht doch ziemlich viel davon. Nun, um es kurz zu machen und nicht jeden gedanklichen Zwischenschritt hier zu verwursten:

Es handelt sich um menschliches Gewebe, also um Fleisch. Fleisch ist schwerer als Wasser, ein Schnitzel schwimmt nicht, Knochen ist , glaube ich, leichter, Haare auch, aber für die kurze Überschlagsrechnung kann man die Dichte dieser Körperzellen gleich der von Wasser setzen. 50 Mio. Tonnen dieser Zellen entsprechen also 50 Mio. Kubikmetern Wasser. Wer da gerade schwächelt (jaja, so manches Personal aus einem Lehrerzimmer gerät jetzt schon ins Schwimmen, nicht nur beim Durchschnitterrechnen), ein Kubikmeter ist ein Würfel mit einem Meter Kantenlänge. Und der wiegt eine Tonne. Wenn ich diese Würfel alle aneinanderhänge, kommt eine Schlange von 50.000 Kilometern dabei heraus. Der Umfang der Erde beträgt etwa 40.000 Kilometer. Entspricht ja auch dem, was als weitere Erläuterung in dem Artikel steht: "Aneinandergereiht würden sie die Erde dreimal umspannen." Hätte da nicht etwas auffallen müssen? Kurz bei Wikipedia nachgeschaut: Menschliche Körperzellen sind zwischen 1 und 30 Mikrometer groß (ein Mikrometer ist ein Tausendstel Millimeter). Die weibliche Eizelle ist die größe Zelle mit bis zu 140 Mikrometern Durchmesser, sie ist so gerade noch mit dem Auge zu erkennen. Der Durchmesser eines Haares liegt im Mittel bei 70 Mikrometer. Mit meiner Rechnung kommt ich also auf einen dicken Ring, der die Erde dazu noch in einiger Höhe umrunden könnte, während der Autor des Artikels auf dreimal um die Erde kommt, allerdings in Form von drei hauchdünnen Fasern.

Aber um es noch klarer zu machen, und auch um meine eigene Denkschwäche nicht zu verschweigen: 50 Mio. Tonnen Körpergewebe entsprechen grob gerechnet 500 Mio. Menschen, die man daraus formen könnte, und zwar großen Menschen von 100 Kilogramm Gewicht. Ziemlich viele. 50 Mio. Tonnen, verteilt auf 60 Jahre, sind 830000 Tonnen pro Jahr. Jetzt verladen wir diese Menge mal auf LKW, von denen jeder 20 Tonnen Zuladung hat. 41500 LKW-Ladungen. An wieviele Labore weltweit soll das verteilt werden? Und jetzt verteilen wir eine LKW-Ladung in einem Labor auf Petri-Schalen und Objektträger, um sie unter Mikroskope zu legen. In einem Artikel steht: "Der Mediziner Christopher Lengauer öffnet ... einen seiner Gefrierschränke, wo HeLa in Tausenden zentimetergroßen Kunststoffgefäßen voller roter Flüssigkeit bei minus 80 Grad lagert." Ein Kubikmeter hat eine Million Kubikzentimeter, wie groß muß also ein Gebäude sein, um ...

Also, wer mit Hela-Zellen zu tun hat oder mit sonstigem Laborbedarf, der kann ja mal meine Zahlen auf Plausibilität überprüfen. Wäre natürlich peinlich, wenn ich der Depp wäre.

Was mir permanent passiert: Während ich schreibe, kommen mir neue Ideen und ich stöbere im Internet nach weiteren Fundstellen und Belegen. Und da finde ich die Seite einer Henrietta-Lacks-Stiftung, auf der diese Zahl erwähnt wird. Es wird sogar erwähnt, daß dies dem Gewicht von mehreren Empire-State-Buildings entspricht. Ich weiß nicht, was ein Empire-State-Building wiegt. Da ist zwar viel Stahl und Beton drin, aber auch viel Luft. Wenn ich meine 50 Mio. Zellen in die 50 Mio. Kubikmeter umrechne und daraus einen Würfel baue, dann komme ich auf eine Kantenlänge von etwa 340 Metern (dritte Wurzel aus 50000000). gegen diesen Würfel könnten sogar die Pyramiden einpacken (es sei denn, die Gizeh-P. hat einen bisher unentdeckten geräumigen Keller).

So, jetzt mach ich aber Schluß. Über die ganzen empörten Menschen, die finden, daß man Henrietta Lacks ein Denkmal errichten sollte, weil diese Zellen von ihr stammen, schreibe ich demnächst.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Feldhamsterverleih.de

Gerade lese ich bei Spiegel Online, daß eine erste Anzeige eingegangen ist, weil bei den Arbeiten an S21 der Umweltschutz nicht ausreichend beachtet wurde - der Juchtenkäfer ist nämlich bedroht. Ich kann nicht richtig einordnen, wie wichtig der Juchtenkäfer für das ökologische Gleichgewicht des Bahnhofs, der Stuttgarter Innenstadt oder gar Europas ist, aber ähnliche Vorgänge haben wahrscheinlich die Inspiration für diese Seite gegeben: www.feldhamsterverleih.de, wahrscheinlich die eleganteste Form der Verhinderung eines Bauvorhabens seit Zucker im Tank.

Für alle, deren Ironiedetektor dabei zwischen Reglosigkeit und Vollausschlag hin und her pendelt, hat jemand diesen erklärenden Artikel geschrieben.

Ich überlege allerdings gerade, wie sich das organisierte Verbrechen diese Idee zu nutze machen könnte. Wenn nicht sofort zehn Prozent der Bausumme in Form von inhaltsleeren Gutachten oder überflüssigen Dienstleistungen erhält, läßt sie zehn Feldhamster oder Hufeinsennasenfledermäuse frei. Wenn der Mafiosi keine Tiere anfassen mag, kann er natürlich auch ein paar alte Tonsacherben in die Baugrube schmeißen oder ein paar Schatten auf den Boden malen, die Hinweise auf ein mögliches Bodendenkmal geben. Warum bin ich bloß so skrupelbehaftet, das Geld liegt doch auf der Straße.