Montag, 6. September 2010

Zu Thilo Sarrazin - und zum Thema Integration

Das Thema Integration interessiert mich sehr, es hat mit Veränderungen zu tun, mit Beharrungsvermögen, mit formellen und informellen Regeln. Deshalb interessiert mich natürlich auch der Fall Sarrazin.

Man fragt sich ja, wieso der Mann so ein Buch schreibt, und vor allem, warum er es so schlecht macht. So ein Blödsinn wie das eine gemeinsame Gen der Juden raubt einem doch sofort jede Glaubwürdigkeit, oder es diskreditiert einen, weil man bald Beifall aus der falschen Ecke bekommt. Sehr schön analysiert hat das ein Schreiber der NZZ.

Das Gehampel der Kanzlerin, des Bundespräsidenten und anderer Beteiligter hat Cora Stephan in der WELT passend kommentiert:
"Die Bundeskanzlerin gerierte sich als Oberzensorin, obwohl sie das Buch des Autors gar nicht gelesen hatte, empfahl hernach dem Vorstand der Bundesbank öffentlich, sich von Thilo Sarrazin zu trennen, und lobte zum Schluss dessen „unabhängige Entscheidung“. Sollte das ein Scherz sein? Und was ist von einem Bundespräsidenten zu halten, der sich eilfertig als Erfüllungsgehilfe annonciert? Langsam ahnt man, was Altbundespräsident Köhler dazu bewogen haben könnte, den Bettel hinzuschmeißen. Soviel Arroganz gegenüber den Regeln der Demokratie hat man hierzulande selten erlebt. Und jetzt möchte unsere verlogene Elite, nachdem der Provokateur entfernt ist, endlich über das „Megathema der nächsten Jahre“ diskutieren: über Integration."

Den für mich peinlichsten Beitrag lieferte die NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft: "Sarrazin beschimpft Wehrlose" (Rheinische Post vom 27.8.2010). Ja, vollkommen wehrlos. Migranten haben ja wirklich niemanden, der für sie spricht, der sich schützend vor sie stellt. Da braucht es dann mal wieder eine Paternalisierung durch eine SPD-Frau, um die Dinge gerade zu stellen. Und wehrlos ist für mich auch wirklich nicht die erste Vokabel, die mir einfällt, wenn ich an einen bestimmten Teil der Einwanderer denke, nämlich die muslimischen jungen Männer, die ich zum Glück noch nicht selbst kennenlernen muß, die mir aber durch so manchen Fernsehbericht oder auch die persönlichen Erfahrungen eines Kreuzbergers nahe gebracht wurden.

Ich kann zur Integration nicht viel sagen, in meinem Lebensumfeld kann ich das nur nach Äußerlichkeiten beurteilen. Ob die Integration im großen und ganzen geklappt hat oder nicht, da bin ich überfragt. Aber nach dem, was ich aus den Medien mitbekomme, scheint es doch Bereiche zu geben, in denen es nicht geklappt hat. Als Beispiele mögen diese beiden Fernsehbeiträge gelten: "Kampf im Klassenzimmer" und "Hart und herzlich".

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