Freitag, 7. Mai 2010

Problemzone Jungs - und was ist mit der Bundeswehr?

Seit geraumer Zeit werden Jungen ja zum schwachen Geschlecht erklärt. Sind schlecht in der Schule, sind gewalttätig, haben zu wenig soziale Fähigkeiten, die im Berufsleben doch so wichtig sind, und, und, und...

Abgesehen davon, daß in zwei DAX-Konzernen Frauen im Vorstand vertreten sind, sehe ich auch in den jüngeren Reihen zwar viele erfolgreiche Frauen, aber ich sehe noch keineswegs, daß in Deutschland erfolgreiche Jungen von Mädchen verdrängt werden. Es ist wahrscheinlich so, daß es mehr problematischen Jungen gibt als früher, aber deswegen die übrigen Jungs schon abzuschreiben scheint mir etwas voreilig zu sein.

Um es kurz zu machen: Könnte mal jemand den Verein fragen, der am meisten Erfahrung in Deutschland mit jungen Männern hat, wie es um die jungen Männer steht? Nämlich die Bundeswehr? Wenn es so schlimm steht um den männlichen Nachwuchs, dann müßte es um die Bundeswehr doch wirklich schlecht stehen. Aber haben die sich schon einmal so richtig über den Nachwuchs beschwert? Bei mir ist das zumindest nicht angekommen. Klagen über zu wenig Geld und schlechte Ausrüstung, zu viel Auslandseinsatz und schlechte Führung, aber ein Lamentieren über "die jungen Männer von heute"? Zuletzt wurde der Hälfte der deutschen Schulabgänger die Ausbildungsreife abgesprochen, die Zahl wurde nachher nach unten korrigiert. Handwerker beschweren sich, daß sie keine passenden Auszubildenden mehr finden, ich will das gar nicht als falsch hinstellen. Aber was passiert denn dann bei der Bundeswehr? Leiden die still vor sich hin mit den Nachwuchsidioten? Fragt die keiner, hört denen keiner zu? Oder ist es ganz anders, weil die Bundeswehr mit den Jungen von heute besser umgehen kann? Und damit komme ich zu einer steilen These:

Vielleicht kommt die Bundeswehr gut mit den jungen Männern von heute zu Recht, weil sie die richtigen Methoden hat, mit ihnen umzugehen: ein starres System von Regeln, deren Einhaltung auch tatsächlich verlangt wird, Autorität, Aufgaben.

Meine Frau ist ja Realschullehrerin, wie ich vielleicht schon mal erwähnte, und hin und wieder wird sie von früheren Schülern besucht. Teilweise ist das doof, weil die Schüler immer noch doof sind, aber oft ist es durchaus interessant, wenn Schüler sich auf einmal viel besser entwickelt haben, als man es von ihnen erwartet hat. Und meine Frau erzählte mir zuletzt von drei Jungs, die in der Schule wirklich verpeilt waren, nichts auf die Reihe kriegten, und bei denen man gespannt war, wohin die Reise gehen würde, und bei diesen dreien bestand eine gewisse Gemeinsamkeit darin, daß sie sich bei der Bundeswehr verpflichtet hatten und danach weitere Ausbildungen besser bewältigt hatten als ihre vorherige Schullaufbahn. Empirisch heißt das nichts, aber es könnte ein Anfang sein.

Egal ob meine These (die Bundeswehr hat keine großen Probleme mit jungen Männern, weil sie weiß, wie man mit ihnen umgehen muß) zutrifft oder nicht, ich würde gerne mal hören, was dort über den Nachwuchs gedacht wird. Mittlerweile geht man dort ja nicht mehr so früh in Rente wie noch vor zwanzig Jahren, also müßte sich dort doch ein Stabsfeldwebel mit dreißig Jahren Zugehörigkeit finden lassen, auch Offiziere sind ja lange dabei. Und da bei der Bundeswehr ja nun fast jede Stelle mit nachrückendem Nachwuchs zu tun hat, ergeben sich die Erfahrungen doch von selbst.

Also, liebe Dokumentarfilmer, wenn irgendeiner nach einer Idee sucht, hier kann er sie abholen. Einfach sich fragen, ob die Bundeswehr auch einstimmt in die Klage über die Jugend von heute, und wenn nicht, dann mal weiter überlegen.

So, ich will jetzt fertig werden und feile später an ein paar Ergänzungen, die ich noch nicht unterkriegen konnte.

Keine Kommentare: